Rudolf Steiner immer wieder neu entdecken

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Stuttgart. Die Verdienste von Rudolf Steiner um einen Paradigmenwechsel in der Pädagogik des 20.Jahrhunderts hat der Bund der Freien Waldorfschulen anlässlich des 150.Geburtstags des Begründers der Waldorfpädagogik hervorgehoben. "Niemand hat in diesem Ausmaß vorher das Kind, seine mitgebrachten Begabungen und seine Entwicklung so in den Mittelpunkt der pädagogischen Tätigkeit gestellt. Steiner war darin radikaler als alle anderen Reformer", betonte dazu Walter Riethmüller vom Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen. Die Begründung der Waldorfpädagogik mache den Wechsel von einer lernziel- hin zu einer entwicklungsorientierten Erziehung sichtbar.

 

Die Waldorfschulbewegung hege Steiner gegenüber "eine große Dankbarkeit", so Riethmüller weiter. Bis heute lieferten seine Ideen viele fruchtbare Anregungen für die Schulpraxis. Wenn man mit Anthroposophie intensiv arbeite, scheine immer wieder Zukünftiges auf. Was Steiner den Lehrern allerdings abverlangt habe, sei eine bewusste Zeitgenossenschaft gewesen: " Es kommt darauf an, dass jeder Lehrer individuell Steiners Impulse zeitgemäß weiterentwickelt. Steiner hat keine Rezepte geliefert, man muss seine Anregungen zu jeder Zeit wieder neu für sich entdecken."

Die Rolle Steiners als Impulsgeber, die jetzt in den Ausstellungen in Wolfsburg und Stuttgart für den Bereich der Kunst deutlich werde, gelte auch für den Bereich der Erziehung. "Für uns ist es deutlich erkennbar, wie viel Anleihen das Schulwesen bei der Waldorfpädagogik bisher gemacht hat", so Riethmüller weiter. Koedukation, Fremdsprachenunterricht ab der 1.Klasse, Grundschulzeugnisse als Text anstelle von Noten, Praktika und vieles mehr seien zuerst in den Waldorfschulen verwirklicht worden.

Die Waldorfschulen in Deutschland, von denen vor kurzem die 225. in den Bund der Freien Waldorfschulen aufgenommen worden ist, begehen den 150.Geburtstag des Begründers der Waldorfpädagogik mit Veranstaltungen, Vorträgen und Tagen der Offenen Tür zum Teil auch mit anderen Einrichtungen zusammen, die auf der Basis von Rudolf Steiners Anthroposophie arbeiten.

In Interviews hatten Vertreter der anthroposophischen Bewegung Steiner als "ungewöhnlich schöpferischen Menschen" bezeichnet, dessen Blick auf die Menschen und die Welt "herausfordernd, originell und ungewohnt" gewesen sei. "Vor diesem Hintergrund ist auch die Kontroverse um sein Wirken zu sehen", meinte Walter Riethmüller vom Bund der Waldorfschulen weiter. Steiner habe immer zu eigenständiger Auseinandersetzung mit seinen Ideen angeregt. Die Waldorfschulbewegung freue sich daher über den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema Steiner, der durch das Jubiläum jetzt in Gang gekommen sei. "Der Bund der Freien Waldorfschulen wird sich diesem Dialog auf allen Ebenen stellen, auf der Ebene der Schulen und auch der Waldorf-Hochschulbewegung", betonte Riethmüller. Auch die letzte Delegiertentagung der Vertreter aller Waldorfschulen hatte sich Ende Januar intensiv mit der Beziehung zu Rudolf Steiner beschäftigt. Prof. Elmar Lampson, Präsident der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, hatte dabei die These vertreten, dass man nur durch einen persönlich-biographischen Zugang zu einer wirklichen Begegnung mit Steiner kommen könne.

Pressestelle des Bundes der Freien Waldorfschulen

Cornelie Unger-Leistner

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70184 Stuttgart

Tel.0711- 2104225

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