Chorreise nach Ulm 2012 - Bericht
von Christian Wolf
„Immer wichtiger wird es heute, die Musik nicht aus dem Leben auszugrenzen, sondern sie als etwas elementar Menschliches erleben zu lassen.“
Tobias Richter in Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele
Zum Menschlich sein gehört die Entwicklung von sozialen Beziehungen, und es war eine große Freude, sowohl musikalische als auch soziale Qualitäten bei der diesjährigen Chorreise nach Ulm zu erleben. Denn trotz der Altersunterschiede, bedingt durch die vier Klassenstufen, und der Entfernung der beiden Schulen, fanden sich alle beim Singen schnell zu einer Einheit. Herr Haas und Herr Vogt hatten sichtlich Spaß an der Arbeit und konnten mit der Auswahl der Lieder die Zuhörer in allen Konzerten beindrucken. Das lag nicht zuletzt auch an der gewachsenen Qualität des Chores aus Chemnitz (die Ulmer mögen mir ein wenig Lokalpatriotismus nachsehen).
Zu der produktiven und doch oft lockeren Atmosphäre trug auch die liebevolle und sicher nicht leicht zu organisierende Betreuung durch die Gastfamilien bei. Dass alle Chorreisenden offenen Arme und ein Bett fanden, ist ein großer Verdienst von Frau Nüsslein aus Ulm und Frau Peter aus Chemnitz. Beiden gehört ein großer Dank.
Beeindruckend war auch zu erleben, dass alle Gasteltern noch Zeit und Geduld fanden, sich um ihre Gäste bei einem Stadtbummel oder Ausflügen in die Umgebung zu kümmern, uns vier Nächte zu behüten und aufgeregte
Kinder zu umsorgen sowie uns mit Frühstück, Vesper und Abendbrot zu versorgen. Das ist nicht selbstverständlich und zeigte für mich auf eindrucksvolle Weise das Menschenverbindende der Kunst als dabei helfende Brücke.
Kinder zu umsorgen sowie uns mit Frühstück, Vesper und Abendbrot zu versorgen. Das ist nicht selbstverständlich und zeigte für mich auf eindrucksvolle Weise das Menschenverbindende der Kunst als dabei helfende Brücke.
Alle Beteiligten waren gut versorgt (und fast alle ausgeschlafen) und so konnte schon das erste Konzert am Freitagabend im großen Saal der Waldorfschule Ulm überzeugen. Nicht verschwiegen sei an dieser Stelle aber auch eine weit verbreitete Schwäche an fast allen Waldorfschulen: der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. So waren an
diesem ersten Konzertabend wohl nur Choreltern anwesend. Das zweite Konzert am Samstag im Garten der Wallfahrtsgaststätte Matzenhofen, welches sich an den Besuch der Seebühne Bregenz anschloss, fand gar nur drei Gäste. Dass die Wirtschaft uns dennoch mit einem Imbiss und Getränken bedachte, soll unbedingt dankend erwähnt werden. Wer so viel Zeit und Mühe (zumal in dieser hohen Qualität) in die Chorarbeit investiert, hat ein größeres Publikum verdient.
diesem ersten Konzertabend wohl nur Choreltern anwesend. Das zweite Konzert am Samstag im Garten der Wallfahrtsgaststätte Matzenhofen, welches sich an den Besuch der Seebühne Bregenz anschloss, fand gar nur drei Gäste. Dass die Wirtschaft uns dennoch mit einem Imbiss und Getränken bedachte, soll unbedingt dankend erwähnt werden. Wer so viel Zeit und Mühe (zumal in dieser hohen Qualität) in die Chorarbeit investiert, hat ein größeres Publikum verdient.
Ich hoffe, dass uns dies im Interesse der Chormitglieder, insbesondere als Anerkennung für die vielen absolvierten Proben im nächsten Jahr in Chemnitz besser gelingt. Zum Abschluss der Reise durfte der Chor im Rahmen eines der Musik gewidmeten Gottesdienstes in der evangelischen Pauluskirche in Ulm mitwirken. Für viele Beteiligte war es sicher eine neue Erfahrung und vor allem wegen der schwierigen Akustik etwas Besonderes. Drei Tage intensiver Chorarbeit zeigten aber auch, dass die Chormitglieder mit ihren Stimmen mittlerweile große Räume gut füllen können. Mit so vielen „Gratulanten“ hatten die Eltern des kleinen Mädchens, das zu diesem Gottesdienst getauft wurde, wohl nicht gerechnet. Ein von über hundert Stimmen getragenes „Ave Maria“ oder das wunderbare „Agnus Dei“ sorgte nicht nur bei ihren Gästen für Gänsehaut.
Es bleibt zu wünschen, dass es ein Wiedersehen geben wird: den Chorschülern, um durch die Kunst das Verbindende mit anderen Menschen zu finden, sowie den Begleitern und Eltern, um durch die Begegnung das Menschliche in der Kunst zu erleben. In einem Aphorismus heißt es: „Ein guter Gesang wischt den Staub vom Herzen.“ Ihr habt mit Euren Liedern und Eurem Auftreten auch außerhalb des Chores in Ulm gründlich Staub gewischt.
Vielen Dank Euch allen.
Frank Przyborowski